Die richtige Menge Jod in der Ernährung - Offizielle Version

Der folgende Text vom 18. Januar 2008 stammt vom "Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin". Darin geht es unter anderem um das Thema "Jod":

"Deutschland gilt nach wie vor als Jodmangelgebiet, auch wenn sich die Jodversorgung in den letzten Jahren deutlich verbessert hat (D-A-CH, 2000). Nur bei 1,3 Prozent aller Untersuchten ist von einer ausreichenden Jodzufuhr (optimal 180-200 µg/Tag, maximal bis zu 300 µg/Tag) auszugehen.

In Deutschland herrscht nach den Kriterien der WHO bevölkerungsweit ein Jodmangel Grad I (Manz et al., 1998). Im Gegensatz zu anderen Ländern mit ausreichender Jodversorgung, wie z. B. der Schweiz oder den USA, sind jodmangelbedingte Schilddrüsenkrankheiten in Deutschland immer noch ein gesundheitliches Problem. Nach den Ergebnissen des als repräsentative Verbundstudie durchgeführten "Jod-Monitoring 1996" betrug

Im Vergleich zu den Zufuhrempfehlungen besteht somit noch ein durchschnittliches Versorgungsdefizit von etwa 60-80 µg Jod/Tag (Zufuhr-Referenzwert: 180-200 µg/Tag). Das entspricht einem Drittel der empfohlenen Zufuhrmenge.

Erheblich sind die Versorgungsdefizite (ca. 40-50 Prozent) von Schwangeren und Wöchnerinnen, so dass zur Deckung des erhöhten Bedarfs (230-260 µg/Tag) eine möglichst gute Jodversorgung über Grundnahrungsmittel plus 100 (-200) µg Jod/Tag in Tablettenform empfohlen wird.

Die Methode der Wahl zur Verbesserung des Jodversorgungsstatus der Bevölkerung ist die Verwendung von jodiertem Speisesalz (WHO/UNICEF/ICCIDD, 1996). Die alimentäre Jodversorgung über jodiertes Speisesalz bzw. damit hergestellte Erzeugnisse ist durch die gesetzlich festgelegte Höchstmengenregelung (15-25 mg Jod/kg Salz) so ausgelegt, dass selbst bei vollständigem Ersatz von herkömmlichem Speisesalz durch Jodsalz allenfalls die 24 von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. empfohlene Zufuhrmenge von 200 µg Jod pro Tag erreicht werden kann.

Für Personenkreise, die z.B. laut der D-A-CH-Empfehlungen einen höheren Jodbedarf aufweisen, etwa Schwangere und Stillende, sind gut dosierbare Jodpräparate als Arzneimittel verfügbar. Für Nahrungsergänzungsmittel wurde vom BgVV bislang eine Obergrenze von 100 µg/Tagesration akzeptiert, diese gilt nicht für diätetische Lebensmittel.

Als oberer tolerabler Zufuhrwert werden von der WHO 1000 µg Jod pro Tag benannt. Die USA und Kanada haben einen "Tolerable Upper Intake Level" von 1100 µg/d festgelegt (USFNB, 2001). In Deutschland ist jedoch, ebenso wie in anderen Ländern beobachtet (Bürgi et al., 1982; Phillips et al., 1988), als Folge eines lange dauernden Jodmangels vielfach mit unerkannten funktionellen Autonomien der Schilddrüse zu rechnen, insbesondere bei älteren Menschen.

Unter diesen Umständen sollte die alimentäre Jodzufuhr bei Erwachsenen 500 µg/Tag generell nicht überschreiten (D-A-CH, 2000). Damit lassen sich auch bei bestehender kompensierter Autonomie der Schilddrüse in der Regel keine akuten schweren Hyperthyreosen auslösen. Man muss aber in Abhängigkeit vom Entwicklungsstadium der Autonomie und von der Joddosis mit Hyperthyreosen rechnen (Livadas et al., 1977).

Die Häufigkeit derartiger Hyperthyreosen wird mit zunehmender Verbesserung der Jodversorgung der Bevölkerung deutlich zurückgehen (Baltisberger et al., 1995).

Gemäß JodMonitoring lag das Maximum der Jodaufnahme, inklusive Jodtabletten, von Männern und Frauen bei 437,8 bzw. 414,3 µg pro Tag (Manz et al., 1998). Aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes sollte die in Deutschland derzeit als sicher bezeichnete Obergrenze von 500 µg Gesamtjodaufnahme pro Tag nicht überschritten werden, da ansonsten insbesondere ältere Menschen mit unerkannter Autonomie der Schilddrüse dem gesundheitlichen Risiko einer lebensbedrohlichen Entgleisung der Schilddrüsenfunktion (Hyperthyreose) ausgesetzt wären.

Die bisher erfolgten Ausnahmegenehmigungen zur direkten Anreicherung von Lebensmitteln mit Jod bei Butter und Eiern sollten die Ausnahme bleiben. Weitere Ausnahmegenehmigungen sollten nicht erteilt werden. Langfristig sollte eine Jodversorgung nur über Jodsalz erfolgen. Dies ermöglicht einerseits eine kontrollierte Zufuhr von Jod und verhindert andererseits eine Überversorgung, die bei Direktanreicherung von Lebensmitteln nicht auszuschließen ist.

Vorübergehend bietet sich als Alternative eine Supplementierung mit Jod in Form von Arzneimitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln mit maximal 100 µg/Tag an.